Schenefelder Tageblatt 10.05.2012 von Katy Krause
Schenefeld sagt “Ja” zum Friedhof
Ran an die Urne: Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) und Azubi Torben Kusewehr schütten die Umfragezettel aus dem Behälter. Krause
SCHENEFELD. Mit einem Schwung leert Rathausmitarbeiter Torben Kusewehr die Urne. Das große Rascheln beginnt. Flinke Finger sortieren die Zettel. Murmeln, zählen, rechnen – um 15.15 Uhr, drei Tage nach der Wahl, kann Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) auch das Ergebnis der zweiten Schenefelder Abstimmung verkünden: 63 Prozent der Befragten haben sich für einen stadteigenen Friedhof ausgesprochen.
In Zahlen heißt das: Von den 6822 Wahlberechtigten, die am Sonntag zur Landtagswahl den Weg zur Urne fanden, nahmen 477 an der stichprobenartigen Umfrage der Stadt zum Thema Friedhof teil. Davon machten 178 ihr Kreuz bei “Nein”, 298 bei “Ja”. Damit erwischten die beiden fleißigen Verwaltungsmitarbeiter, die am Sonntag von morgens um 8 bis abends um 18 Uhr von Wahllokal zu Wahllokal tingelten, etwa sieben Prozent der Schenefelder Wähler. Ab fünf Prozent gelte eine Umfrage als repräsentativ, hob Fachbereichsleiter Melf Kayser hervor. Inwieweit die Umfrage wirklich die Meinung der Schenefelder widerspiegelt, ist umstritten.
Kommunalpolitiker Hartwig Hüllen (OfS), der das Verfahren als manipulierbar und steuerbar kritisierte (wir berichteten), bleibt auch nach dem Umfragetag bei seiner Meinung. Allerdings versöhnt ihn das Ergebnis: “Das Verfahren halte ich immer noch für schlimm, mit der Mehrheit für einen Friedhof bin ich aber sehr zufrieden.” Mit Blick auf den Kritiker Hüllen betont Bürgermeisterin Küchenhof: “Wir haben von der Politik den Auftrag bekommen, es so zu machen, wie wir es jetzt gemacht haben.” Doch sie stellt richtig: “Ein wirklich für alle Schenefelder repräsentatives Ergebnis wäre nur durch eine direkte Vor-Ort-Befragung möglich gewesen.”
Erste Reaktionen der Politik gab’s gleich vor Ort. FDP-Chefin Karin Förster, die bei der Auszählung anwesend war, erklärt: “Ich denke, die Politik sollte jetzt das umsetzen, was bei der Umfrage herausgekommen ist, auch wenn es finanziell nicht tragbar ist.” Anders die SPD. Hier hatte man sich bereits vor der Umfrage festgelegt, sich vom konventionellen Friedhof verabschiedet. Die Sozialdemokraten wollen einen kostengünstigeren Urnenfriedhof am Sandstückenweg errichten. Obwohl die Befragung den Urnenfriedhof im Speziellen nicht berührte, fühlen sie sich durch das Ergebnis bestärkt. SPD-Chef Nils Wieruch dazu: “Ich hätte mit einem noch deutlicheren Ergebnis für den Friedhof gerechnet.”
Hans-Jürgen Rüpcke (CDU) ist das Ergebnis ein deutliches Votum: “Das ist ein klarer Auftrag. Wir werden weiter daran arbeiten und unsere Bemühungen noch intensivieren, ein geeignetes Grundstück zu finden. Unser Lieblingsstandort ist immer noch der Kameruner Weg. Aber das ist eine Frage der Finanzierbarkeit.”